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Weniger arbeiten bei gleichem Lohn - Märchen oder neue Realität?

Die 4-Tage-Woche ist ein kontroverses Thema, das gerade in aller Munde ist. Ist dieses Arbeitszeitmodell wirklich die Zukunft der Arbeitswelt?

Wird tatsächlich weniger gearbeitet? Die Frage stellt sich jeder, wenn er von einer 4-Tage-Woche hört. So ist es aber nicht unbedingt. Verbreitet ist das Modell der Vier-Tage-Woche, bei dem die Arbeitnehmer*innen ihre Wochenarbeitszeit auf 4 statt auf 5 Tage verteilen. Damit bekommen sie bei gleichbleibender Arbeitszeit den gleichen Lohn. Es gibt aber auch andere Varianten der Vier-Tage-Woche. Einige Unternehmen reduzieren sowohl Arbeitszeit als auch Lohn. Andere wiederum nutzen die 100-80-100-Regel: 100% Lohn für 80% der Arbeitszeit, bei gleichbleibender Arbeitsmenge – 100%.

Das 100-80-100 Modell der Vier-Tage-Woche haben Forscher*innen der Universitäten Cambridge, Oxford und des Boston College im Juni 2022 in einem Experiment in Großbritannien getestet, um die Auswirkungen kürzerer Arbeitszeiten auf die Produktivität der Unternehmen und das Wohlbefinden der Arbeitnehmer*innen sowie die Auswirkungen auf die Umwelt und die Gleichstellung der Geschlechter zu untersuchen. Das Experiment hat sechs Monate gedauert und daran haben 61 britische Unternehmen teilgenommen (etwa 3 000 Beschäftigte). Die Ergebnisse zeigen, dass Beschäftigte bei verkürzter Arbeitszeit

  • produktiver,

  • weniger gestresst und

  • seltener krank sind.

92% der teilgenommenen Unternehmen haben beschlossen, auch nach dem Experiment die Vier-Tage-Woche beizubehalten. Damit gilt das Experiment als erfolgreich. Weitere internationale Studien zeigen auch positive Ergebnisse wie gestiegene Werte bei Engagement, Produktivität und Wohlbefinden von Mitarbeiter*innen sowie bei der Work-Life-Balance.


Wie sieht nun die Situation in Deutschland aus? Der Wirtschaftsexperte Holger Schäfer meint im SWR-Interview zum Thema 4-Tage-Woche, dass die Verkürzung von Arbeitszeit in Hinsicht auf die aktuelle demografische Situation in Deutschland zu einem sinkenden Produktionsniveau und somit zu einem niedrigeren Wohlstandsniveau führen könnte.


Die aktuelle Studie der Hans-Böckler-Stiftung zum Thema 4-Tage-Woche kommt wiederum zu folgenden Ergebnissen. 81% der befragten Beschäftigten wünschen sich eine Vier-Tage-Woche mit reduzierter Arbeitszeit. Dabei äußern sich 73% für die Arbeitszeitverkürzung unter Voraussetzung, dass sie den gleichen Lohn erhalten. 8% möchten auch trotz reduzierten Lohnes weniger arbeiten. Unter den Gründen für eine 4-Tage-Woche wurde am häufigsten mehr Zeit für sich selbst und für die Familie genannt. Die Autoren sehen somit die 4-Tage-Woche als ein Instrument für eine bessere Vereinbarung von Beruf und Familie.


Zu den weiteren Vorteilen seitens Arbeitnehmer*innen zählen auch deren Wohlbefinden und Gesunderhaltung sowie mehr Gleichberechtigung in der Familie. Auch Arbeitgeber profitieren davon: Weniger Fehlzeiten, geringere Bürokosten, produktive und motivierte Mitarbeiter*innen. Darüber hinaus kann eine 4-Tage-Woche als ein Faktor der Arbeitgeberattraktivität angesehen werden und für das Gewinnen neuer Talente sorgen.


Trotz aller positiver Effekte kann eine 4-Tage-Woche auch negative Folgen haben. Oft kann es stressig sein, die gleiche Arbeitsmenge in weniger Zeit zu schaffen. Häufig kommen auch noch Überstunden dazu. Berufstätige Eltern haben möglicherweise Schwierigkeiten, eine längere Kinderbetreuung zu finden. Die Urlaubstage werden reduziert. Darüber hinaus ist nicht klar, wie die Situation mit dem Lohn bei einer 4-Tage-Woche sinnvollerweise aussehen würde. Viele Beschäftigte können sich ein geringeres Entgelt nicht leisten. Bei geringeren Löhnen sinken auch Rentenansprüche. Der volle Lohnausgleich würde dagegen für Unternehmen steigende Kosten bedeuten. Zu kritisieren ist auch die Tatsache, dass Produktivitätssteigerungen nicht in allen Bereichen möglich sind.


Abschließend kann man sagen, dass das neue Arbeitszeitmodell, laut Studienergebnissen, in Deutschland willkommen ist, jedoch die Umsetzbarkeit nicht immer leicht ist. Es benötigt viel Organisation und Planung, um die Arbeitsmenge und die Arbeitsabläufe anzupassen.





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